User-Centered Design für den Bevölkerungsschutz

Am Dienstag 27. Februar war Benedikt Heil der Firma Zeix Gastreferent im ersten Frühjahrskolloquium 2018 des Instituts Geomatik.
In seinem Referat gab Benedikt Heil spannende Einblicke in die Entwicklung des neuen Interaktionskonzepts und -designs der Fachapplikation GIN (Gemeinsame Informationsplattform Naturgefahren). Mit GIN werden «alle in der Schweiz verfügbaren Daten zu Naturgefahren» zusammengeführt und für unterschiedliche Nutzungsansprüche grafisch aufbereitet dargeboten. Mit dieser Anwendung wird sichergestellt, dass die Krisenstäbe im Ereignisfall die dezentral erhobenen, für sie relevanten Informationen rasch zur Hand haben und somit nicht im Ungewissen darüber sind, was noch auf sie zukommt. «Alle in der Schweiz verfügbaren Daten zu Naturgefahren» - das sind viele, wie Heil zeigt: Jedes Jahr kommen etwa 1TB an Daten zusammen.
Abb.: Benedikt Heil von Zeix Zürich gibt am Geomatik - Frühjahrskolloquium erhellende Einblicke in die Kunst des User-Centered Designs.

Anhand alltäglicher Beispiele erklärte Heil den Anwesenden - zumeist Ingenieurinnen und Ingenieure – weshalb, nicht nur im Kontext des Bevölkerungsschutzes, Funktionalität alleine den User nicht glücklich macht: Oder wer will schon einen Billett-Automaten, an dem man statt des Tickets ausversehen die Kreditkarte entwertet, weil man nicht weiss was man wo reinschieben muss?
Im Kontext des Bevölkerungsschutzes ist User-Centered Design besonders wichtig, da im Krisenfall alles schnell gehen muss: Ein Interface muss gewährleisten, dass eine Aufgabe intuitiv erfüllt werden kann und nicht nur nach langem Üben. Benedikt Heil zeigt, wie dank gutem Interface Design kritische Funktionalitäten unterstützt und gleichzeitig Fehlern, wie falscher Alarmierung, vorgebeugt werden können. Hinsichtlich Erlernbarkeit, Effizienz, Erinnerbarkeit, Fehlervermeidung und Fehlertoleranz kommt dem Interface Design eine entscheidende Rolle zu. Um Benutzeroberflächen krisensicherer zu gestalten, werden die Nutzenden deshalb bereits in den Designprozess einbezogen – User-Centered Design eben – wie der Name sagt. Interessanterweise braucht es dazu nicht hunderte von Testpersonen: Bereits eine Handvoll reicht aus, um die meisten Design-Fallen einer Applikation aufzudecken. Die Firma Zeix entwickelt ihr Design User-Centered in einem interdisziplinären Team, wie der studierte Geograf bemerkt: «Um User-Centered Design zu machen, braucht es vor allem Empathie und Kreativität: «Think first» ist das Motto – Zuerst muss man sich die Zeit nehmen den Nutzungskontext zu verstehen, sonst werden ganz schnell Anwendungen programmiert, nach denen niemand gefragt hat.» So ist denn auch Bleistift und Papier eines der wichtigsten Werkzeuge. Immer wieder erhalten die Zuhörenden im Verlauf des Referats Tipps und Anregungen, wie sie bei der nächsten Informationsvisualisierung oder beim nächsten Mal Interface Design, den Nutzenden eine gute User Experience ermöglichen. Auf einen einfachen Nenner gebracht, kann sinngemäss der Titel des Buches von Steve Krug befolgt werden, der die Perspektive des Users einnimmt: «Don’t make me think!»