Studierende berichten: Wenn der Hang rutscht

Ohne Vorwarnung donnerten im August 2017 in Bondo GR mehrere Millionen Kubikmeter Gestein ins Tal. Ein Ereignis, das mehrere Tote forderte und die ganze Schweiz, wie auch mich, berührte. Wieso sah das niemand voraus? Wie kann man das in Zukunft verhindern? Wie kann die Geomatikbranche dabei mithelfen?

Thomas Götz von der Grünenfelder und Partner AG, Domat/EMS, führte uns mit viel Fachkenntnis und Witz durch seine Präsentation im Rahmen des Geomatik Herbst-Kolloquiums, bei dem das Bergmonitoring anhand des Projektes Brienz GR (nicht zu verwechseln mit Brienz BE) erklärte. Die Grünenfelder und Partner AG besitzt eine Vielzahl von Sensoren (Abb. 1) und Möglichkeiten zur Überwachung von Gebäuden und Gelände.


Verschiedene Sensoren

Beim Projekt Brienz GR war die Ausgangslage ein Rutschhang, der in das Dorf Brienz zu gleiten droht. Für das Monitoring wurden sechs GNSS-Rover (Abb. 2), die permanent messen und die Daten in das firmeneigene Webportal einspeisen, installiert. Der Hang wird damit automatisch überwacht und das System würde Alarm schlagen, wenn ein vordefinierter Grenzwert überschritten werden würde. Weiter erklärte uns Thomas Götz den Ablauf des Projekts und die verschiedenen Hürden und Herausforderungen, die sich bei dabei stellten. Diese gingen von Problemen mit dem Finden eines Hubschrauberlandeplatzes, der Begehung des Gebietes mit den Geologen, über den Schnee im Winter bis zu dem Verständnis der Auftraggeber für die Notwendigkeit der einzelnen Sensoren. Überrascht hat dabei, wie erfinderisch die Grünenfelder und Partner AG bei der Lösungssuche war. Musste ein Messgerät auf einem Masten befestigt werden, wurde kurzerhand eine Vorrichtung selbst entwickelt und zusammengebaut.

Das nächste spannende Projekt, welches Thomas Götz vorstellte, war die Überwachung einer Stütze einer Bergbahn am Säntis. Die Stütze wurde bei einer Lawine im Januar 2019 fast mitgerissen. Nun wussten die Bergbahnbetreiber nicht, ob die Stütze kippt oder stehenbleibt. Um das zu überwachen, wurde ein GNSS-Rover auf dem Stützenjoch befestigt sowie eine Referenzstation, welche später vom Berg ins Tal verlegt werden musste, wegen Störsignalen durch andere Antennen auf der Säntis-Bergstation. Weiter gab es an der Stütze Neigungssensoren wie auch Windsensoren. Speziell an diesem Projekt war, dass die GNSS-Messungen alle 30 Sekunden ausgewertet wurden, normalerweise wird ein Zeitintervall von 24-Stunden berücksichtigt, erklärte uns Thomas Götz.
Beim dritten Projekt, von welchem uns Thomas Götz berichtete, ging es um das Versamer Törli in der Rheinschlucht. Ein Auftrag, welcher er innerhalb einer Woche organisieren musste, weil die Gefahr eines Felsabbruches dem Auftraggeber erst kurz vor der Ausführung der Felsreinigung bewusst wurde. Das Versamer Törli ist ein Durchgang für Fahrzeuge durch einen Felsen. Die Gefahr bestand darin, dass, wenn Wasser beim Reinigen in den Felsen eindringen würde, dies einen Felsabbruch zur Folge haben könnte. Götz zeigte den doch sehr komplexen Lösungsansatz des Auftrags auf und erörterte, wie kreativ man auch in der doch eher konservativen Geomatik-Branche nach Lösungen suchen kann.

Nach der sehr ausführlichen und spannenden Präsentation zum Bergmonitoring machte Thomas Götz einen Ausblick in die Zukunft, was gerade für uns zukünftige Geomatik-Ingenieure und -Ingenieurinnen von grossem Interesse war und uns auch einen Einblick gab, was uns nach dem Studium im Berufsleben erwarten wird.
Die beiden Referenten: Links: Hansueli Würth, Vizepräsident GEO+ING und rechts Thomas Götz von der Grünenfelder und Partner AG
Im zweiten, kürzeren Teil des Kolloquiums stellte uns Hansueli Würth, Vizepräsident GEO+ING, den Berufsverband der Geomatik Ingenieure vor. Er erklärte uns die Vorteile der Vereinigung, den Sinn und Zweck und welche Veranstaltungen organisiert werden. Beim Punkt Feierabendbier ging ein kurzes positives Raunen durch den Saal, denn unter Geomatikern hat das Feierabendbier einen sehr hohen Stellenwert. Nach dieser Präsentation bin ich sicher, dass die GEO+ING nun um einige Mitglieder reicher geworden ist.


Autor: Moreno Claudio Meier, Student Bachelor in Geomatik im 1. Semester