Studierende berichten: Exkursion Wasserversorgung Unteres Niederamt

Projektmanagement an einem Praxisbeispiel



Der Bau des Eppenbergtunnels der SBB zwischen Schönenwerd – Gretzenbach erfordert für die Wasserversorgung Unteres Niederamt ein neues Wasserversorgungskonzept. Dabei mussten die Vorgaben des Regionalen Wasserversorgungsplans (RWP) Olten - Gösgen berücksichtigt werden. Zu diesem Zweck wurde die öffentlich-rechtliche Unternehmung (ÖRU) Wasserversorgung unteres Niederamt (WVuN) gegründet. Die durch Jörg Amsler präsidierte WVuN hat die Aufgabe, vorerst die Gemeinden Gretzenbach und Schönenwerd mit Wasser zu versorgen. Ebenfalls ist sie zuständig für den Bau, Betrieb, Unterhalt und Finanzierung der dafür notwendigen Anlagen.
 

Jörg Amsler Präsident ÖRU WVuN und Brunnenmeister Daniel Jetzer vor einem über 50 Jahre einwand- und wartungsfrei gelaufenen Antriebsgenerator

Vor der Exkursion stellte Jörg Amsler das Projekt den Studierenden des 4. Semesters während dem Projektmanagementunterricht genauer vor. Durch den Bau des Eppenbergtunnels geriet das bisher einwandfrei laufende Grundwasserpumpwerk in Konflikt mit dem Westportal des Tunnels und musste stillgelegt werden.




Stillgelegtes Grundwasserpumpwerk Spitzacker

Dies erfordert den Neubau eines Grundwasserpumpwerkes im Aarenfeld nahe dem Kernkraftwerk Gösgen. Der Betrieb des Pumpwerkes erfordert die Ausscheidung der notwendigen Grundwasserschutzzonen mit vorgeschriebenen Bewirtschaftungseinschränkungen. Um trotzdem eine zweckmässige landwirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen, wird eine Landumlegung durchgeführt. Diese soll die Bewirtschaftung erleichtern. In diesem Schritt ist auch der Rückbau nicht mehr benötigter Strassen geplant.

Besichtigung Bauarbeiten und Umgebung Grundwasserpumpwerk Aarenfeld
Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten wurde das Stufenpumpwerk Schachen gebaut, welches das neu erstellte Reservoir Föhren im Bedarfsfall mit Trinkwasser von Aarau speist. Dies ist auch ein wichtiger Schritt zur geplanten Vernetzung der Wasserversorgungen zwischen Aarau und Olten gemäss dem GWP Olten Gösgen.
 
Brunnenmeister Daniel Jetzer erläutert die Funktionen des neuen Stufenpumpwerks
Das neu erstellte Reservoir Föhren ermöglicht dank gleicher Höhe mit einem Reservoir in Niedergösgen auf der nördlichen Seite der Aare einen vereinfachten Wasseraustausch. Der Neubau kommt in einem Waldstück zu liegen und es musste daher eine Ersatzaufforstungsfläche gefunden werden.
 
Neues Reservoir „Föhren“ mit Zonenpumpwerk zur Beschickung des Hochzonenreservoirs „im Bann“
Solche Knackpunkte (Die WVuN besitzt (noch) keine Liegenschaften) wurden durch Jörg Amsler sehr detailliert und nachvollziehbar aufgezeigt. Bei fast jedem der oben erwähnten Bauten wurde ein Interessenskonflikt sichtbar. Diese mussten durch die WVuN gelöst werden.
Während einer eintägigen Exkursion im Unteren Niederamt wurden die Bauten besichtigt. Die nun eher technischen Fragen der Studierenden konnten durch den ebenfalls anwesenden Brunnenmeister anschaulich erklärt werden. Durch die Exkursion wurden die Dimensionen des Reservoirs oder auch das Gebiet der geplanten Landumlegung sichtbar.
Die Präsentation und Exkursion erlaubte uns Studierenden einen spannenden Einblick in ein komplexes Projekt zu gewinnen. Die vielen verschiedenen «Projektpartner» (SBB, Kernkraftwerk, Industrie, Pächter, Anwohner,..) und deren unterschiedlichen Interessen ergaben aus Projektmanagementsicht ein ideales Studienobjekt.

Autor: Simon Fetscher
Fotos: Simon Abächerli
Studierende des Bachelorstudienganges Geomatik im 4. Semester