Über die Inklusion von Mädchen und Frauen in die MINT-Fachbereiche: das Geomatik-Herbstkolloquium vom 24. September

Am 24. September eröffnete die Informatikerin und Bildungswissenschaftlerin Prof. Isabelle Collet von der Uni Genf die IGEO-Herbstkolloquien-Serie mit einer inspirierenden Intervention zum Thema «Inklusion von Mädchen und Frauen in die Informatik». Sie sprach über die Ursachen der Maskulinisierung von IT-Berufen, aber auch über wirkungsvolle Massnahmen, um den Frauen-Anteil in Ingenieurstudiengängen zu erhöhen.
Mit Zahlen und Erkenntnissen aus der bildungswissenschaftlichen Forschung zeigte Prof. Collet eindrücklich, wie tief gesellschaftlich vorgegebene Geschlechterbilder in unser Denken und unsere Sprache eingreifen und wie sie letztlich unser Handeln beeinflussen. Interessanterweise ist die Maskulinisierung der IT-Berufe ein Phänomen, das besonders westliche Kulturen betrifft. Auch in der Schweiz beträgt der Anteil Studentinnen beim Informatik-Studieneintritt kaum mehr als 15% (in anderen Ingenieur-Studienrichtungen, wie Elektrotechnik oder Maschinenbau, liegt er sogar noch tiefer).
Welch merkwürdige Blüten die gesellschaftliche Gendrifizierung verschiedener Fachbereiche treibt, machten Collets Beispiele aus der Spielzeugindustrie deutlich. Sie regten zum Schmunzeln an und stimmten gleichzeitig nachdenklich: Barbie’s «I Can Be a Computer Engineer», beispielsweise, ist die Begleitgeschichte zur Barbie Computer Scientist-Figur, die – ganz in Pink gestylt – ein Computer Spiel designt, dessen Programmierung aber zwei männliche Kollegen für sie übernehmen.
Dabei war das Software Engineering in den Anfängen der Computerisierung ein durchaus weiblich besetztes Fachgebiet, wie Prof. Collet am Beispiel von Margaret Hamilton (Abb. 1) illustrierte: Margaret Hamilton entwickelte die on-board Flugsoftware zur Hardware der Apollo 11. Die Software verhinderte drei Minuten vor der Mondlandung deren Abbruch. Wie Frauen danach, seit den 80er-Jahren, zunehmend aus diesem Fachgebiet verdrängt wurden, beschreibt sie auch in ihrem jüngsten Buch «Les oubliées du numérique».
Collet zeigte aber auch ermutigende Beispiele aus den USA und Norwegen, die belegen, dass die Inklusion junger Frauen in die MINT-Fachbereiche trotz allem auch zum Zeitpunkt der Studienwahl auf der Hochschulstufe noch gelingen kann: Dort haben einzelne Vorreiter-Universitäten innerhalb weniger Jahre die Unterrepräsentation weiblicher Studierender in der Informatik mit breit angelegten Massnahmen überwunden.
(Mehr Literatur von Isabelle Collet zum Thema ist hier zu finden)
Abb. 1: Margaret Hamilton neben den Ausdrucken der Apollo-Flugsoftware (Quelle: Draper Laboratory; restored by Adam Cuerden, https://de.wikipedia.org/wiki/Margaret_Hamilton_(Wissenschaftlerin)#/media/Datei:Margaret_Hamilton_-_restoration.jpg)