Studierende berichten: Geomatik studieren als Grenzgängerin

Wie die meisten Geomatik Studierenden absolvierte ich vor dem Studium eine Ausbildung zur Vermessungstechnikerin, doch tat ich dies in Deutschland. Parallel dazu belegte ich in der Berufsschule Zusatzkurse, um die Fachhochschule machen zu können. Die Kerninhalte der Ausbildung sind in etwa dieselben wie in der Geomatik Ausbildung in der Schweiz. Allerdings wird das ganze recht verkürzt geführt, sodass man wahlweise die Ausbildung zwischen 2,5 bis 3 Jahren Lehrzeit abschliesst. Dementsprechend musste ich mir bereits mitten im 2. Lehrjahr Gedanken über meine berufliche Weiterentwicklung machen.


Bild von einen Aussenprojekt am Berufschulcampus Freiburg im Breisgau


Schnell wurde klar, dass ich auf jeden Fall studieren wollte. Doch stellten sich dazu viele Fragen: Wie ist so ein Studium aufgebaut? Wie lange würde es gehen? Welche Fachrichtung ist die beste? Und vor allem: Wo wäre ich am besten aufgehoben?
Bisher waren mir nur die Studienstandorte in Karlsruhe und Stuttgart bekannt, da diese in der Berufsschule behandelt wurden. Nur per Zufall erfuhr ich von Azubikollegen, dass es auch eine Fachhochschule in der Nähe von Basel gibt, da diese Kollegen sich für die Schnuppertage der „Geomatik Summer School“ angemeldet hatten. Ich war viel zu spät dran für die Anmeldung, doch interessierte mich das Ganze enorm, weshalb ich mich direkt beim Verantwortlichen für die Veranstaltung meldete. Es stellte sich heraus, dass die Schnuppertage bereits am laufen waren. Ich wurde dennoch herzlich eingeladen, trotz fehlender Anmeldung kurzfristig dazuzustossen, wenn ich denn die Möglichkeit dazu hätte. Nach Absprache mit dem Büro setzte ich dies auch um und machte mich auf direktem Weg auf nach Basel.

Die „Geomatik Summer School“ findet mittlerweile jeden Sommer statt. Das nächste Datum wird sobald bekannt auf der Webseite aufgeschaltet: https://www.geomatik-studieren.ch/gss/. Für weit entfernt lebende Studieninteressierte werden extra Unterkünfte angeboten samt individuellem gemeinschaftlichem Abendprogramm (z.B. gemeinsames Grillen). Kosten für das Spektakel mit Unterkunft liegen bei 250 Franken, ohne Unterkunft bei 150 Franken. Verpflegung durch Snacks und Mittagessen sind inbegriffen. Das Tagesprogramm ermöglichte einem viele Eindrücke und war sehr abwechslungsreich. Der erste Tag beinhaltete einen Photogrammmetrie-Vortrag, gefolgt von einer Einführung in die Fortschritte von Virtual Reality, wobei wir über Reality Brillen die selbst erstellten 3D Modelle von momentanen Studierenden begutachten durften. Ergänzend dazu erhielten wir Einblicke in den 3D-Druck, sowie die Basics von Programmierung mit “Python”. Hinzu kamen an den Folgetagen Einblicke im Bereich des terrestrischen Laserscannings von der Durchführung bis zur Auswertung sowie der 3D-Konstruktion eines Objektes mittels Photobearbeitung. Bei Fragen und Unklarheiten konnte man sich jederzeit an die anwesenden Studierenden und Dozierenden richten.



Für die 3D-Kostruktionen durften wir uns selbstständig in Gruppen unterteilen und ein Objekt unserer Wahl aussuchen das wir nur durch Fotografien und anschliessender Auswertung mit Spezialprogrammen dann rekonstruieren konnten.
Unsere Gruppe wählte eine Pylone.
Um den vielleicht zukünftigen Studierenden einen Überblick zu verschaffen, in welchem Umfeld sie zukünftig studieren könnten, wurde zudem eine Besichtigung des sich damals noch in der Bauphase befindenden neuen FHNW Campus Muttenz angeboten.

Besichtigung des neuen Campus Muttenz mit der Geomatik Summer School
Für mich lässt sich sagen, dass vor allem die „Geomatik Summer School“ mich von einem Studium in der Schweiz überzeugt hat. Zum einen da es mich sehr beeindruckt hat, dass ich ganz problemlos komplett kurzfristig mit an der Veranstaltung teilnehmen durfte. Zum andern auch weil man viel mehr über die Studieninhalte wie bei anderen Hochschulen, die auch derartige Tage der offenen Tür anbieten, erfahren hat. Man konnte sehen, dass in vielen Bereichen der Technik die Fachhochschule weit vorne dabei ist und der neue Campus eine einzigartige Infrastruktur in Form von Nachhaltigkeit und moderner Ausstattung und Gestaltung bietet. Vor allen für Studieninteressierte, die bereits eine Ausbildung in der Fachrichtung abgeschlossen haben, ist ein Studium sehr attraktiv, da diese Praxiserfahrung indirekt angerechnet wird. Ein Praxis-Semester ist - im Gegensatz zu deutschen Hochschulen – nicht nötig. Ausserdem wird beim Geomatik Studium viel Wert auf Interaktion zwischen Dozierenden und Studierenden gelegt, in Form von Face-to-Face Unterricht und begleitetem Selbststudium, was viele andere Fachhochschulen nicht in diesen Umfang anbieten. So lässt sich von meiner Seite sagen, dass ein Studium an der FHNW sehr attraktiv für Grenzgänger ist, sowohl von der naheliegenden Umgebung als auch aus grösserer Distanz.


Leider ist es immer noch so, dass Deutschland und die Schweiz kaum miteinander interagieren, sodass viele gar nicht von den möglichen Alternativen eines Studiums in der Schweiz erfahren. Mittlerweile habe ich Kontakt aufgenommen mit meinen ehemaligen Berufschullehrern zum Austausch bezüglich Informationen zu Weiterbildungsmöglichkeiten für angehende Vermessungstechniker an der FHNW. Es wäre schön, wenn mehr Studierende wie ich den Weg ans Institut Geomatik der FHNW finden würden.


Autorin: Annabell Bauer, Studentin Geomatik im 3. Semester