Studierende berichten: Back to school

Es führen viele Wege nach Rom. Es ist eine Stärke der Fachhochschulen, dass deren Eintrittsbedingungen relativ offen sind. Der Zugang zu dieser tertiären Schule ist über die Maturität, Berufsmaturität oder über einen erfolgreich bestandenen Techniker-Lehrgang möglich. Letzteren Weg habe ich für mein Studium an der FHNW gewählt.
Im jugendlichen Alter war für mich der Eintritt ins Berufsleben über eine Berufslehre viel plausibler als etwa das Erreichen der Maturität mit anschliessendem Studium. In der Folge absolvierte ich eine Berufslehre als Geomatiker und fand nach dem Lehrabschluss auch eine Stelle als Geomatiker - so weit so gut. Nach wenigen Jahren als Berufsmann stellte ich fest, dass sich so etwas wie "business as usual" einstellte und ich fragte mich selbst: War es das für die nächsten 40 Berufsjahre? Erschwerend kam hinzu, dass die Entwicklungsmöglichkeiten in einem kleinen Unternehmen naturgemäss limitiert und weitgehend vom Zufall abhängig sind. Ich musste etwas unternehmen!

Das nächste Ziel war das Erlangen des eidgenössischen Fachausweises als Geomatiktechniker. Drei Jahre berufsbegleitend lernen - das ist nicht ganz einfach und es braucht einen gewissen "Biss" und Durchhaltevermögen. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Mein Abschluss gelang mir sehr gut und diese Erfahrung zeigte mir, dass die Trauben tiefer hängen, als ich ursprünglich dachte. Warum also nicht einen Abschluss an der Fachhochschule in Muttenz anstreben, zumal diese Hochschule ganz in der Nähe liegt.


Werdegang zum FHNW-Student in Geomatik, Quelle:https://www.berufsbildung-geomatik.ch/traegerverein-geomatikerin-schweiz-schaffhausen/informationen-zur-berufsausbildung-geomatiker-geomatikerin.html#schweizer-bildungslandschaft-der-geo-welt-grafik
Ich fragte mich schon, wie ich als "steinalter" Student von meinen Kommilitonen und Kommilitoninnen wohl aufgenommen werde. Die Erfahrungen eines Schulbetriebes lagen schon lange in der Vergangenheit und ausserdem handelt es sich ja um einen universitären Betrieb, welcher nicht vergleichbar ist mit einem berufsbegleitenden Technikerlehrgang.
Der Start an der Fachhochschule ist ein Sprung ins kalte Wasser; vor allem in den mathematisch geprägten Fächern haben die Techniker einen spürbaren Wissensrückstand gegenüber Maturanden. Das vom Hörensagen bekannte "Studentenleben" entpuppte sich rasch als Legende. Allerdings ist es mit Einsatz und Engagement durchaus möglich, bald den Anschluss zu gewinnen und die Lücken zu schliessen. Engagement heisst übrigens intensive Lernwochenende nach dem Motto: Entweder viel Schweiss und wenig Blut oder wenig Schweiss und viel Blut (Prüfungen).

Berufs-Checkliste mit Meilensteinen
Inzwischen habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Vorteile meines Weges im zweiten und dritten Studienjahr voll zum Tragen kommen werden. Schon heute sind mir viele "theoretische" Vorlesungsinhalte plausibel, weil ich die kommenden Praxisanwendungen bereits vor Augen habe. Dies hat einen positiven Einfluss auf meine Lernmotivation: ich weiss, wozu ich lerne. Auch meine anfänglichen Befürchtungen, dass ich als alter Student negativ auffallen könnte, waren völlig grundlos. Eine gute Altersdiversifikation in der Klasse wird eher als positiv empfunden.
Als Fazit kann ich nur eines sagen: Non! Je ne regrette rien. (Zitat von Edith Piaf)


Autor: Jean-Sébastian Hertzog, Student Bachelor in Geomatik im 2. Semester