Studierende berichten: Missing Maps – Mapathon

Negativschlagzeilen erreichen uns heute multimedial, zeitlich unbegrenzt von jedem Punkt der Erde aus. Meist in Echtzeit, direkt in unsere Hand- oder Hosentasche. Es handelt sich um Krankheiten wie Ebola, Masern und Malaria oder Naturkatastrophen von Erdbeben bis Überschwemmungen. In dieser Flut von Verzweiflung benötigt die betroffene Region Unterstützung.
Doch was kann ich Positives beitragen, damit sich etwas zum Besseren wendet. Wie kann ich bei solchen Ereignissen unterstützen? Als Student stehen mir weder die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung, um etwas Nachhaltiges aufzubauen, noch kann ich ausreichende Fachkenntnisse vorweisen, um beispielsweise bei der Malariabekämpfung mitzuhelfen. Die Lösung, welche ich für mich gefunden habe, nennt sich Mapathon.


Freiwillige an einem Mapathon in Brüssel 2016, Foto von Bruno De Cock


An einem, sagen wir trivialen, Weiterbildungstag vor drei Jahren studierte ich neugierig die Wand im Gruppenraum. Beziehungsweise, die zahlreich aufgehängten Haftnotizen und Flugblätter an der Wand. Dabei stach mir eine bearbeitete Weltkarte ins Auge, auf der kein Europa zu finden war. Darunter stand in fetten Lettern Missing Maps – Mapathon. Dies weckte meine Neugier und ich studierte den Flyer genauer. Darauf stand: «Geodaten erfassen für humanitäre Zwecke». Das war genau, wonach ich gesucht hatte. Eine E-Mail-Anmeldung und vier Tage später stand ich an einem Mittwochabend im Hörsaal der ETH Zürich für meinem ersten Mapathon.
Ausgerüstet mit einem internetfähigen Laptop, worauf ein Browser installiert war und einer Computer-Maus setzte ich mich an einen der vorbereiteten Tische. Mehr wird nicht benötigt, auch kein Vorwissen. Also perfekt für Dich und mich! Als der Anlass begann, war der Hörsaal gefüllt mit einem Mosaik von Teilnehmern, alles von jung bis alt war vertreten. Dann ging es los.
Der Moderator erklärte uns, was Missing Maps ist und leitete uns durch den Abend.
Missing Maps ist ein Projekt von Amerikanischem Roten Kreuz, Britischem Roten Kreuz, Ärzte ohne Grenzen und dem Humanitären OpenStreetMap Team. Missing Maps möchte gefährdete Gebiete erfassen sowie die verletzlichsten Menschen der Welt, auf Karten sichtbar machen. Dabei geht Missing Maps immer in den gleichen drei Schritten vor. Zuerst zeichnen Freiwillige von aktuell verfügbaren Satellitenbildern die Situation auf OpenStreetMap ab. Im nächsten Schritt arbeitet die Missing Maps Organisation mit den Menschen vor Ort zusammen, um Details zu bestätigen und diese zu erweitern. Abschliessend nutzen die Humanitären Hilfsorganisationen die Kartendaten, um gezielt Projekte zu planen und das Leben der Menschen vor Ort zu verbessern.



Abbildung 2: Die drei Arbeitsschritte von Missing Maps


So erfasste ich, nach einer 15-minütigen Einleitung und Instruktion, Gebäude in Kambodscha anhand von Satellitenbildern, um Malaria zu bekämpfen. Etwas präziser erklärt, um planen zu können wie viel Stechmückengift, wohin geliefert und verteilt werden soll. Dafür benötigt Missing Maps möglichst aktuelle und vollständige Karten. Anschliessend wird mit Bevölkerungsstatistik in etwa die Bevölkerungsdichte des jeweiligen Gebietes berechnet. Das alles auf dem frei verfügbaren Kartendienst OpenStreetMap, einem lizenzfreien Geoinformationssystem zur Erstellung einer freien Weltkarte. Nach einer 45-minütigen Arbeitsphase, wurden alle Fenster und Türen geöffnet und ein Lieferdienst stapelte Pizzaboxen und Kistenbier auf einen Tisch. Ist ein Mapathon nicht fantastisch!?


Ausschnitt von erfassten Gebäuden in OpenStreetMap


Am Ende des Tages hatte ich ganz unglaubliche Menschen kennengelernt, die alle irgendwie ähnliche Ziele verfolgen, zwei, drei Sachen über das Landrecht von Kambodscha gelernt sowie interessiert die Landschaft in Satellitenbildern von oben studiert. Zudem hatte ich auf dem Heimweg ein tolles Bauchgefühlt, was wohl nur zum Teil an der leckeren Pizza und dem Bier lag.
In den letzten drei Jahren war ich an weiteren vier Mapathons. Die Projekte waren jeweils unterschiedlich, immer andere Brennpunkte, andere Erfassungsaufgaben. Was am Ende immer gleich war, war das gute Gefühl am Ende des Abends.
Gerne nehme ich Dich das nächste Mal mit, wenn wieder ein Mapathon in der Region stattfindet. Oder ich organisiere selbst einen – kommst Du vorbei?

Alle Informationen und die nächsten Anlässe findest Du auf https://www.missingmaps.org/.

Autor: Patrick Flückiger, Student Bachelor in Geomatik FHNW im 2. Semester