Studierende berichten: Wie der Beruf meinen Alltag beeinflusst

Sicher passiert es Vielen, dass sich ihr Beruf auch immer mal wieder in den Alltag einschleicht. Für Geomatiker heisst das beispielsweise, dass man durch die Stadt geht, plötzlich einen Grenzpunkt sieht und sagt: «Ach, schau mal, ein Grenzpunkt». Solche Situationen erlebte ich schon öfters. Hier zwei Geschichten, die mir gut in Erinnerung geblieben sind.

Ein Blick auf das Signal und die Landschaft


Als ich vor drei Jahren, nach erfolgreich bestandener Berufslehre, nach Lanzarote in die Ferien ging, erwartete ich Ruhe und Erholung, etwas den Kopf frei bekommen von dem Stress der Abschlussprüfungen. Also machten wir uns mit dem Camper auf den Weg und erkundeten die Insel. Sie war wunderschön und faszinierend, da ich noch nie zuvor auf einer Vulkaninsel war. Grüne Landstriche wechselten sich mit kargen, fast wüsten ähnlichen Landstrichen ab. Einmal fuhren wir an einem sehr ausgedehnten Vulkanfeld vorbei, was für mich sehr eindrücklich war.
Am vierten Tag schlugen wir unser Lager an einem abgelegenen Parkplatz direkt am Meer auf. Es war wunderschön. Ich machte mich auf und erkundete die Umgebung. Schnell fielen mir Signal ähnliche Punkte auf. Als ich mich auf einen erhöhten Punkt, an dem ebenfalls ein solches Signal stand, begab, sah ich, dass die ganze Küste solche Punkte aufweist, jedenfalls soweit ich sehen konnte. Ich war begeistert und erzählte es gleich meiner Begleitperson, welcher es gar noch nicht aufgefallen war. Ich stellte Theorien auf für was diese Signale wohl sein könnten. Es war eine willkommene Überraschung, die ich so nicht erwartet hätte. Geomatik live, sogar in den Ferien!

Ein Marchstein beim Abstieg vom Napf

Das letzte Mal als ich Wandern war, ging meine Schwester und ich auf den Napf. Wir starteten vom Wiggernalp Parkplatz und machten uns auf den Weg den Berg hinauf. Bereits am Anfang der Wanderung sind mir die vielen Marchsteine aufgefallen. Ich fragte meine Schwester, ob sie wisse, was diese «Steine» bedeuten. Sie wusste es nicht, also erklärte ich es ihr. Beim weiterem Aufstieg sind ihr diese «Steine» dann auch immer mehr aufgefallen und weckten ihr Interesse, was zu einem interessanten Gespräch führte. Als wir schlussendlich den Gipfel erklommen hatten, genossen wir den Sonnenaufgang und unser wohlverdientes Frühstück.
Auf dem Weg zurück machten wir noch an einer Panoramatafel halt. Direkt daneben war eine Signal Pyramide mit einem Signalstein erster Ordnung. Meine Schwester fragte, wieso dieser Marchstein denn ein Dach habe. Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen. Sie schaute mich verwundert an und fragte, was nun wieder sei. Also erklärte ich ihr, wie man früher das Vermessungsnetz über die Schweiz spannte und welche Bedeutung solche Signale hatten. Beim Abstieg schloss sich der Kreis wieder mit den Marchsteinen.
Aussicht vom Napf über die Berner Alpen

Es ist schon erstaunlich wie viel Geomatik in dieser Wanderung steckte. Am Ende nannten wir den Weg die «Vermesser-Wanderung».

Autor: Severin Amrein, Student Bachelor in Geomatik im 2. Semester