Studierende berichten: Zuhause studieren

Am 13. März 2020 entschied die Leitung der FHNW, das gesamte Frühlingsemester 2020 auf Fernunterricht umzustellen. Dieser Entscheid erschien mir in diesem Moment recht übertrieben, da es dabei nicht um eine vorübergehende Massnahme von einigen Wochen oder einem Monat ging, sondern um eine totale Annullierung eins ganzen Semesters, was bisher noch nie vorgekommen war. Aus diesem Grund haben nicht nur ich, sondern auch meine Mitschülerinnen und Mitschüler Bedenken über die Fortsetzung des laufenden Semesters geäußert. Doch war ich persönlich, neben allgemeinen Zweifeln und Bedenken, auch sehr neugierig, wie sich die Situation entwickeln würde.


Es war surreal, meine Wohnung in Basel noch am selben Tag zu verlassen. Ich packte meine Koffer und fragte mich auf dem Weg nach draußen, wann ich wieder zurückkommen würde. Die Reise heim ins Tessin war etwas ganz Besonderes: die Menschen im Zug versuchten bereits, irgendwie Abstand zu halten. Um den Kontakt mit den Passagieren zu begrenzen, gab es keine Billetkontrolle. Bei der Ankunft zu Hause war das Wochenende untypisch, denn hier im Tessin war bereits alles geschlossen und die Regierung bat die Bevölkerung, zu Hause zu bleiben. Und anstatt am Sonntag nach Basel zurück zu fahren, blieb ich im Tessin. Es fühlte sich an, als wären wir im Urlaub – bis am nächsten Tag der Unterricht wieder losging.
Die Klasse G2 im Distance learning

Der erste Tag war sehr speziell und ungewöhnlich. Zu Hause um 8.00 Uhr aufzustehen, den Computer einzuschalten und auf den Beginn des Unterrichts zu warten, ist völlig anders als in Basel um 7.00 Uhr morgens aufzuwachen, sich anzuziehen und zur Schule zu gehen. In diesen ersten beiden Wochen des Fernunterrichts haben wir verschiedene Arten von Treffen genutzt. Das von uns am häufigsten verwendete und von mir bevorzugte ist "Cisco Webex Meeting". Damit lief und läuft der Unterricht wirklich gut, ich war angenehm überrascht von der Qualität des Bildes und der Kommunikation, die man mit den Dozierenden haben kann. Webex bietet dann eine andere Version namens "Cisco Webex Training" an, die es erlaubt, Gruppenarbeit zu machen. Allerdings gefällt mir diese Version persönlich nicht. Der Zugang ist komplizierter, und ich finde die Grafiken schlechter. Neben Cisco Webex Meeting und Training benutzten wir zwei weitere Portale: im Englisch benutzen wir immer das "Go To Meeting" und im DBMS benutzen wir "Twitch".
Abbildung 2: Be smart, Be positive (Yannik Ambrosini, 2020)


Während des Unterrichts ist es immer schön, alle Mitstudierenden und Dozierenden in ihrem Zimmer zu sehen. Eine Sache, die mich immer interessiert, ist zu sehen, wo sie sind, damit ich mir vorstellen kann, wie ihr Zuhause ausseht. Es ist interessant, dass einige Dozierende dieselbe Kleidung tragen wie in der Schule, während andere sich für legerere Kleidung entscheiden.


Jedenfalls habe ich festgestellt, dass das Unterrichten im Unterricht oder zu Hause nicht so unterschiedlich ist. Zwar ist es eindeutig schwieriger, von zu Hause aus zu lernen, weil man unabhängiger sein muss und zu Hause mehr Ablenkungen hat als in der Schule. Ich persönlich schalte häufig mal den Fernseher ein, oder es kommt vor, dass meine Katze beim Unterrichten auf meinen Schoß kommt und verlangt gestreichelt zu werden. Es gibt viele Versuchungen und Ablenkungen, die es auf dem Campus Muttenz im Hörsaal oder im Klassenzimmer nicht gibt.


Da wir schon vor der Coronakrise an der FHNW dank der Moodle-Anwendung auf die selbständige Arbeit zu Hause ausgerichtet waren, würde es mich nicht überraschen, wenn wir auch in Zukunft häufiger zuhause anstatt in Präsenzklassen lernen. Sicher bietet sie dem Schulsystem die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und dem Heimunterricht mehr Raum zu geben. Alles in allem sehe ich die jetzige Situation, so schwierig und ungewöhnlich sie auch ist, auch als Chance, die wir ergreifen sollten. In unserer Gesellschaft wird die Technologie immer wichtiger und bietet jeden Tag bessere Möglichkeiten. Warum sie also nicht nutzen?


Be smart, Be positive.


Autor: Yannik Ambrosini, Student Bachelor in Geomatik im 2. Semester