Studierende berichten: Geomatik Herbst Kolloquium - Kartierung der Penan-Regenwälder

Das dritte Kolloquium mit dem Titel ‘Karten für den malaysischen Regenwald Borneos sichern die Landrechte einer einheimischen Volksgruppe’ wurde von Frau Sophie Schwer vom Bruno Manser Fonds for the peoples of the rainforest bestritten. Der Vortrag begann mit der Vorstellung des Bruno Master Fonds. Dieser setzt sich für Fairness im Tropenwald ein, unter anderem für die Völkergruppe der Penan. Die Penan sind eine indigene Völkergruppe auf der Insel Borneo. Ein Projekt ist die Kartie-rung des Regenwaldes, um das Kulturgut der Penan schriftlich zu dokumentieren.
 

Penan Gebiet auf der Weltkarte
(Quelle: https://www.beobachter.ch/gesellschaft/dschungeldoktor-bis-es-weh-tut (6.11.2020))n


Fehlende Dokumentation einer indigenen Kultur
Der Regenwald hat für die Penan eine sehr grosse Bedeutung und ist ein wichtiger Bestandteil ihrer Identität. Ausserdem besitzt der Regenwald für sie eine wichtige kulturelle Funktion: Er ist der Träger ihrer Geschichte und ihrer Heimat. Diese Traditionen werden durch mündliche Überlieferung an die nächste Generation weitergegeben, sie sind jedoch nicht dokumentiert. Für zukünftige Generationen möchten sie ihren Lebensraum, Kultur und Geschichte dokumentiert haben und schützen.
Ein weiteres Problem ist die Rodung des Regenwaldes, wobei sie dadurch aus ihren Dörfern vertrie-ben und ihre Traditionen schrittweise zerstört werden. Sie können keine Landrechtsklagen einreichen, weil sie über keine schriftlichen Dokumente zu ihrem Territorium und die Landnutzung verfügen. Das Kartierungsprojekt versucht dagegen anzuhalten, indem sie das geografische sowie historische Wissen schriftlich festhalten. Mit dem Projekt werden Landnutzung und ihre Kultur dokumentiert und stärken ihre Rechtssicherheit beispielsweise bei Landrechtsklagen. Das bedeutet, dass diese Dokumente für die Penan von grosser Bedeutung sind, und deshalb hat der Bruno Maser Fonds im Jahr 2002 mit dem Kartierungsprojekt des Regenwaldes begonnen.
 
Penan unterwegs im Regenwald
(Quelle: https://www.bmf.ch/de/projekte/kartierung-der-penan-regenwalder-6 (6.11.2020))

Das Kartierungsprojekt
Bei der Kartierung des Regenwaldes handelt es sich um eine Dokumentation des geografischen und historischen Wissens der Penan. Die Dokumente werden mittels Befragungen und Vermessungen erstellt. Grössenteils haben die Penan die Kartierung des Gebietes selbst durchgeführt. Der Bruno Manser Fonds stattete sie mit der nötigen technischen Ausrüstung (Drohnen und bereits vorhandene Karten) aus und gab ihnen die nötigen Instruktionen. Es wurden nicht nur Koordinaten betreffend des Raumbezuges aufgenommen, sondern auch kulturelle und historisch wichtige Orte auf den Karten dokumentiert. Zusätzlich wurden auf den Karten auch ihre Traditionen, Sprache sowie die spezifische Landnutzung dargestellt. Diese Informationen wurden durch die Befragung der älteren Generation der Penans gewonnen. Das neu gewonnene Wissen wurde mittels Karten grafisch dargestellt und mit wei-teren Hilfsmitteln wie Texten, Fotos und Tonbandaufzeichnungen ergänzt.
 
Penan vermessen mit Drohne eigenes Dorf
(Quelle: https://www.instagram.com/p/CHGE-sIMWsj/?igshid=sjlkjyq07veq (6.11.2020))


Ergebnisse
Insgesamt wurden 23 Kartenblätter über 59 Gemeinden erstellt. Die Gemeindeflächen betragen ca. 5963 km2 und die Gesamtfläche 10'000 km2. Die Dokumente wurden in den Sprachen Englisch sowie Penan erstellt.
Am Ende sorgt das Kartierungsprojekt dafür, dass das kulturelle Wissen und die Lebensweise der Penan schriftlich dokumentiert ist. Überdies stellen die Dokumente eine rechtliche Grundlage zur Ver-teidigung des Lebensraums dieser Volksgruppe dar. Mit ihnen soll die Anerkennung der Tradition, die Dokumentation ihres Wissens, Selbstwertsteigerung und das Monitoring der langfristigen Entwicklung gefördert sowie der kulturellen Erosion und dem Prozess der Akkulturation entgegengewirkt werden. Durch die Veröffentlichung der Karten über das gesamte Penan Gebiet wurde die kollektive Identität dieser Volksgruppe gestärkt und es lässt sich eine Grundlage für eine zeitgemässe und langfristige Entwicklung der Region erreichen.
 
Stolze Penan präsentieren ihre Karte
(Quelle: https://www.facebook.com/pg/brunomanserfonds/posts/ (6.11.2020))



Gesamthaft fand ich den Vortrag sehr spannend und informativ. Dieser Vortrag zeigte einmal mehr auf, wie wichtig Karten für die Sicherung der Grundrechte sind und wie sie sich in diesem Fall gegen die Rodung des Regenwaldes einsetzen lassen.

Eine Aufzeichnung dieses Kolloquiums finden Sie auf unserem YouTube Kanal

Autorin: Fabienne Goetschi, Studentin Bachelor in Geomatik im 1. Semester