Studierende berichten: Studieren? Nein...Ja

Entscheidungen gehören zum Leben. Im folgenden Blog erzähle ich dir über meine Entscheidungen und meinen Weg zum Studium an der FHNW in Muttenz.

Ich liebe meinen Job. Habe ihn geliebt. Werde ihn hoffentlich immer lieben. Aber…
Genau jetzt kommts: das berühmte ABER.
Wo liegt das Problem? Jeden Tag das machen, was man liebt ist doch toll oder? Ist das alles? Für den Rest meines Lebens? Habe ich eine Quarterlifecrisis? Nein. Trotzdem frage ich mich, ist mein Potential ausgeschöpft?
Die Lehre damals ging ohne grossen Aufwand. Wenn auch ohne Berufsmittelschule, da mein fünfzehnjähriges ich, JEDE Möglichkeit genutzt hat Sprachen auszuweichen. Drei Jahre nach Lehrabschluss und einen Sprachaufenthalt später, habe ich mich das erste Mal nach einer Herausforderung gesehnt. Nur wie oder was? Ich wollte nicht etwas komplett Neues machen. Wie gesagt der Beruf passte. Viele meiner Freunde haben damals eine BMS nachgeholt. Aber für was? Ich wollte ja nicht studieren? Oder? Nein. Nochmals jeden Tag zur Schule? Eher weniger. Also was konnte ich anstelle dessen machen? 

Homeschooling an der FHNW, Foto: Martina Rutschmann

Ich entschied mich für die Weiterbildung zur Technikerin FA. Eine praktische Weiterbildung, Job verbunden und ich konnte sie mir zur Hälfte nach meinen Interessen gestalten. Ich würde gefördert werden, neues Wissen aneignen und eine neue Herausforderung haben. Hört sich sehr nach einem Werbeslogan an, waren aber effektiv meine Gedanken. Noch bevor ich diese Ausbildung abgeschlossen habe ist jedoch ein altbekannter Gedanke gekommen. Wenn das hier vorbei ist, brauche ich eine neue Herausforderung! Will ich doch Studieren? Nein. Oder doch Ja? 

Aussicht über Muttenz und die FHNW, Foto: Martina Rutschmann


Zu niemandes Überraschung war die Antwort dann eben doch Ja. Eigentlich könnte mein Text hier fertig sein. Mit der Entscheidung: «Ich will studieren» sollte klar sein, man geht auch studieren…Um diese Entscheidung endgültig zu machen, mussten aber noch viele weitere Fragen geklärt werden. Schliesslich würde ich bis auf die Semesterferien keine Arbeitsstelle haben und somit auch kein geregeltes Einkommen. Neben unveränderbaren Fixkosten wie Versicherungen würde ich an anderen Orten sparen müssen. Kosten welche doch eindeutig zu hoch waren, wie Miete, Ferien, Shopping oder Ausgang müssten gesenkt oder sogar ganz gestrichen werden. Um meine Zeit effizient zu nutzen und somit auch mehr Freizeit zu haben, war für mich klar, dass ein Umzug unumgänglich sein würde. Weshalb ich aber auch von meinem Umfeld getrennt werden würde und meine Hobbies dementsprechend anpassen müsste. Ist es das Wert? Mein Umfeld zu verlassen, mein Budget für Minimum drei Jahre einzuschränken? Mein kompletten Lebensstil zu verändern nur um… zu studieren? Ja

Wissensdurstig Trinkbecher, Foto: Emre Karabasoglu

Ja war meine Entscheidung vor einem Jahr und ist es immer noch. Im September 2020 bin ich von Zürich nach Muttenz gezogen und habe am 14.September mit meinem ersten Semester für den Bachelor in Geomatik gestartet. Vieles hat sich geändert. Anstelle von zwei habe ich nun sechs Mittbewohner und Shoppingtrips nach Mailand oder London weichen Zugreisen zu Familie und Freunden. Nach dem Unterricht heisst es nicht automatisch Freizeit, wie wenn ich nach der Arbeit nach Hause kam. Lernen ist nun angesagt. Auch die Essensbestellungen oder Restaurantbesuche sind durch zuhause Kochen abgelöst worden. Ich würde es nicht wagen zu sagen eines der beiden Lebensweisen gefällt mir besser. Aber ich bin froh habe ich den Schritt gewagt und kann nun meinen Wissensdurst stillen.
Wenn mich also jemand fragt ob er oder sie studieren soll, JA würde ich ihm oder ihr raten es zu tun.

Autorin: Martina Rutschmann, Studentin Bachelor in Geomatik im 1. Semester