Forschen im Home-Office

Im Herbst 2020 nahm die zweite COVID-19 Welle in der Schweiz ihren Lauf. Damals beschäftigte ich mich im Masterstudium mit dem Vertiefungsprojekt 1 (VP1) in dem ein Prototyp eines kinematischens Monitoringsystems entwickelt wurde. Mithilfe des kinematischen Monitoringsystems sollen Überwachungspunkte nacheinander für mehrere Minuten von einer Leica MS60 mit einer Frequenz von 20 Herz überwacht werden. Die Totalstation wird über einen Raspberry Pi gesteuert auf dem die Messdaten auch direkt gespeichert und ausgewertet werden. Danach werden nur die abgeleiteten Grössen wie die Frequenz oder Amplitude publiziert. Dadurch können zum Beispiel Schwingungen in Brücken oder anderen Bauwerken überwacht werden.

Am 2. November verbot der Bundesrat den Präsenzunterricht an allen Hochschulen. Aufgrund dieser Entwicklungen entschied ich mich dazu, auch das VP1 ins Home-Office zu verlegen. Ich habe mir überlegt, was für Material ich benötigen werde und dieses an der Fachhochschule in Muttenz abgeholt. Für den Versuchsaufbau stellte mir glücklicherweise meine Freundin ihre Wohnung zur Verfügung, in der ich genug Platz für meine Untersuchungen hatte. Um die Totalstation aufzustellen wurde ein Esstisch genutzt. Der Fixpunkt fand auf dem Kühlschrank Platz und als Bildschirm für den Raspberry Pi wurde ein Beamer verwendet.

Versuchsaufbau für die Entwicklung eines kinematischen Monitoringsystems

Das im Home-Office geforscht wurde, sieht man auch bei den Versuchsvorrichtungen. Aus Legosteinen wurde eine Vorrichtung gebaut welche, angetrieben durch einen Motor, mit einer konstanten Frequenz ein Prisma hoch und runter bewegt. Bei einem späteren Einsatz könnte eine solche Bewegung zum Beispiel von einer schwingenden Brücke kommen, welche mit einem kinematischen Monitoringsystem überwacht wird.

 

 Versuchsvorrichtung aus Legosteinen
 

Da der Versuchsaufbau nicht für hochpräzise Vermessungen verwendet wurde, sondern es hauptsächlich darum ging die entwickelte Software zu testen reichte der Aufbau zuhause vollkommen aus. Bei Projekten mit höheren Genauigkeitsansprüchen erleichtert die Nutzung der Infrastruktur am Campus die Umsetzung sicherlich. Allerdings sollten sich auch solche Projekte mit etwas Kreativität und genügend Platz zuhause umsetzen lassen. 

Autor: Marius Hürzeler, Wissenschaftlicher Assistent und Student Master of Science in Engineering Profil Geomatics