eMMS: vom Verbrennungsmotor zum Öko-(Elektro-)motor

«Mobile Mapping» ist für nicht-Geomatiker ein ungewohnter Begriff. Viele Personen werden in erster Linie z.B. an das Google-StreetView Auto denken. Auch Fachvertraute werden sich oft ein PKW vorstellen, der mit Kameras, Laserscanner und GNSS-Empfänger ausgestattet ist. Dabei spielt das Auto selbst keine Rolle bei der Beschreibung der Technik. Mobile Mapping bezeichnet den Aufbau von (Geo-)Sensoren auf einer beweglichen Trägerplattform.

Seit 2009 werden Mobile Mapping Systeme (MMS) am IGEO erforscht und laufend weiterentwickelt. Bis Februar 2021 diente ein Citroen Berlingo (Baujahr 2000) als Trägerfahrzeug. Mit dieser Forschungsplattform konnte vor 10 Jahren beispielsweise der Grundstein zur Gründung der damaligen Spin-off-Firma iNovitas AG gelegt werden, die heute eine ganze Flotte von kommerziellen Messfahrzeugen betreibt. Neue Forschungsthemen am IGEO im Bereich portabler und kostengünstiger MMS sprachen für einen Ersatz des 20-jährigen Fahrzeugs mit herkömmlichem Verbrennungsmotor.
Im Rahmen des Forschungsprojekts «Bildbasiertes Parkplatzmonitoring» (BiPaMo) wird untersucht, ob mit einem Low-Cost Sensorsystem die Parkplatzauslastung in einer Stadt erfasst und automatisiert ausgewertet werden kann. Ein solches System soll auf Fahrzeugen montiert werden können, welche regelmässig sämtliche Strassen der ganzen Stadt befahren. In der Schweiz gibt es tausende solcher Fahrzeuge; allseits beliebt und nicht mehr weg zu denken: das Post-Töffli!

Das IGEO-Kyburz-Messfahrzeug mit einem optischen Erfassungssystem

Seit Oktober 2020 ist das IGEO im Besitz eines Kyburz 2ndLife DXS: ein von der Post ausgemustertes Töffli, welches revidiert und mit einer neuen Batterie ausgestattet wurde. Das Elektrofahrzeug wiegt ca. 200 kg, erreicht 45 km/h und hat eine Reichweite von 50 – 115 km (je nach Beladung). Bestens geeignet für die Datenerfassung innerhalb einer Stadt. Es handelt sich um ein e-Fahrzeug und es kann somit auch in grossen Innenräumen (z.B. Messegelände) eingesetzt werden.
 

Die zweite Version des Fahrzeugs mit dem BIMAGE Messrucksack

In der ersten Version beschränkte sich der Aufbau auf ein rein optisches Erfassungssystem, welches in Fahrtrichtung um 45° nach rechts angewinkelt war. Ende Februar 2021 wurden die Entwicklungen der 2. Version fertiggestellt. Das Frontsystem wurde um einen zusätzlichen optischen Sensor erweitert, um auch in Fahrtrichtung links Objekte wie etwas parkierte Fahrzeuge erfassen zu können. Auch kann der BIMAGE Messrucksack (KTI BIMAGE | FHNW) hinter dem Fahrersitz befestigt und so als mobiles Hochleistungs-Erfassungssystem eingesetzt werden.
Mit dieser Kombination an Trägerplattform und Sensorik entsteht eine flexible Forschungsplattform, welche das agile und mobile Erfassen von Geodaten und die Entwicklung neuer Auswerteverfahren ermöglicht.