Studierende berichten: Entscheidungen begleiten uns ein Leben lang

Jeden Tag treffen wir aufs Neue Entscheidungen, welche uns und unsere Umgebung beeinflussen. Manche brauchen grosse Überwindung und einige werden im Unterbewusstsein getroffen. Der schwierigste Teil kommt dann meistens nach der Wahl. Ab diesem Zeitpunkt muss man mit den Konsequenzen leben, denn nicht alles lässt sich rückgängig machen. In diesem Blogbeitrag möchte ich euch nicht erzählen, wie Entscheidungen und Wege gewählt werden können. Dafür gibt es genügend andere Webseiten und Blogs. Vielmehr erzähle ich hier von mir und meinen Entscheidungen und Wegen.
 

Wegweiser in Bergen, Norwegen (Nadja Pfister 2017)

Ich habe in den letzten Jahren einige Entscheidungen getroffen, welche meinen Weg wesentlich beeinflusst haben. Welche die Grösste oder die Wichtigste war, kann ich nicht beurteilen. Jede hatte auf ihre Art ihre Vor- und Nachteile.
Vor gut einem Jahr habe ich mich entschieden, an der FHNW Geomatik zu studieren. Dies, nachdem ich über verschiedene Wege den Abzweiger zurück in die Vermessung gefunden habe. Diese Entscheidung bereue ich nicht, denn es war eine meiner Besten. Auch, weil ich nicht direkt nach der BMS und der Lehre diese Richtung eingeschlagen habe. Ich habe bemerkt, dass ich jetzt die Reife habe. Vorher wäre ich wohl nicht dazu bereit gewesen. Nach der BMS hatte ich mich für eine Zusatzausbildung zur Zeichnerin Fachrichtung Ingenieurbau EFZ entschieden und danach auf diesem Beruf einige Zeit gearbeitet. Auch dieser Weg war richtig und wichtig für mich und ich würde ihn wieder so einschlagen. Dadurch konnte ich meinen Horizont erweitern und sehe heute nicht nur die Vermessung von Häusern, sondern hatte auch Einblick in das Planen von Häusern.
Ich habe immer gedacht, irgendeinmal könnte es zur Routine werden, Entscheidungen zu treffen. Jedoch stehe ich immer wieder am Anfang vor einer Neuen, habe immer noch bange und frage mich oft, ob ich die Richtige gewählt habe.

Die Frage nach dem richtigen Weg (Quelle: https://www.piqsels.com/de/public-domain-photo-jsqmc, Zugriff 01.03.2021)

 Manchmal entscheide ich im Übermut, ohne gross über Konsequenzen nachzudenken. Dann folgt später einmal die Einsicht: Was habe ich mir da nur überlegt?! Nichts, oder im Unterbewusstsein etwas. Eine solche Entscheidung hatte ich zum Beispiel im Frühjahr 2018 getroffen, als ich mich aus reiner Neugier für ein «Tall Ship Race» (Segelschiffrennen) von Norwegen in die Niederlande angemeldet habe. Erst auf dem Schiff, als ich unter der «schönen» Seekrankheit litt, fragte ich mich, weshalb eine Schweizerin, die nicht am Meer wohnt, unbedingt segeln muss. Wenn ich zum Segeln geboren worden wäre, würde ich ja eher am Meer wohnen (die Alinghi-Schweizersegelregatte natürlich ausgenommen). Manchmal habe ich Ewigkeiten, um den richtigen Weg zu wählen. Dann führe ich in meinem Kopf eine Pro-/Kontra-Liste. Wird sie zu kompliziert, schreibe ich mir sie auf. Oft entscheide ich jedoch mit meiner Intuition. Doch bis jetzt, konnte ich fast immer mein Ziel erreichen.

Sicher habe ich in den letzten Jahren nicht immer den richtigen, bzw. den schnellsten und einfachsten Weg gewählt und musste mit einigen Konsequenzen umgehen. Diese sind nicht immer einfach. Je nachdem hat man das Gefühl, dass überall Steine liegen und man sie nicht wegräumen kann. Man lernt jedoch mit diesen umzugehen, Fehlentscheidungen zu akzeptieren und sich selbst zu verzeihen.

Der Beruf des Geomatikers ist mit vielen Entscheidungen verbunden. So muss bei der Arbeit auf dem Feld entschieden werden, welches Vorgehen wirtschaftlich, genau und bezüglich Messmethodik optimal ist. Bei jeder Stationierung des Tachymeters müssen die Restklaffungen beurteilt werden. Damit ist die Entscheidung verbunden, ob die erreichte Genauigkeit für die Vermessungsaufgabe ausreicht oder nicht. Oder ob die Bodenbeschaffenheit gut genug ist oder das Stativ mit dem Instrument darauf innert kurzer Zeit absinken könnte und so die Messung verfälscht.  Manchmal hat man nicht jedes Vermessungsgerät zur Verfügung. Dann muss man bereits im Büro die Entscheidung treffen, ob ich mit den vorhandenen aufs Feld gehen kann oder nicht.

Tachymeter, GNSS oder eine Kombination? (Célina Neumann 2019)

 
Auch im Studium und daneben gilt es Entscheidungen zu treffen, beispielsweise ob ich es mir erlauben kann, am Wochenende freizunehmen oder ob ich etwas für die Schule tun muss. Ich habe gelernt, «Mut zur Lücke» zu haben und auch mit den Konsequenzen zu leben, wenn ich mir zu viel Freizeit gönne.
Entscheidungen – egal ob gross oder klein - sind nicht einfach. Oftmals muss man Mut beweisen für das Neue und Unbekannte. Etwas zu probieren und auch zu scheitern. Inzwischen weiss ich, dass es keine wirklich falschen Entscheidungen gibt, denn im Moment der Entscheidung war dies der richtige Weg.

Autorin: Nadja Pfister, Studentin Bachelor in Geomatik im 2. Semester