Studierende berichten: Vermessungskurs im 6. Semester im Felslabor Mont Terri

Nahe beim jurassischen Städtchen St. Ursanne, rund 300 Meter unter der Erdoberfläche, liegt das Felslabor Mont Terri. Sechs Studierende des «Institut Geomatik FHNW» absolvierten im Rahmen des Moduls Ingenieur-Geodäsie im Felslabor einen spannenden und abwechslungsreichen Vermessungskurs. An einem realen Projekt konnten wir das erlernte Wissen und die vermessungstechnischen Fähigkeiten anwenden. 

Materialtransport FHNW Bus, Quelle: Peter Mahler
 

Die Studierenden des 6. Semesters sowie ein Praktikant und einem Lehrlinge der swisstopo waren vom 17.-21. Mai während einer Woche im Stollen unterwegs, erfassten mit modernsten Instrumenten Daten und werteten diese in der folgenden Woche aus. Fachkundig betreut wurden wir dabei von Peter Mahler (FHNW) und Daniel Willi (swisstopo) sowie den Mitarbeitern des Felslabors.

 Manuel Delavy, Silvan Glaus und Jonas Zingg (swisstopo) (v.l.n.r) bei den tachymetrischen Messungen im Felslabor, Quelle: Peter Mahler
 
Blick in den 4,4 km langen Sicherheitsstollen, Quelle: Matthias Steiner

In zwei Gruppen aufgeteilt beschäftigten wir uns mit den tachymetrischen Messungen, vorwiegend innerhalb des Tunnels. Parallel dazu wurden langstatische GNSS Messungen durchgeführt zur hochpräzisen Bestimmung der Portalnetze (Anschlusspunkte). Weiter ermittelte man mit Hilfe eines Kreisels Azimute für die unabhängige Kontrolle der Richtungsübertragung mit dem Tachymeter. Während dieser Messwoche wurden folgende geodätische Sensoren eingesetzt: GNSS Systeme (10 Leica GS14), Präzisionstachymeter (Leica TM30 und TS30), Lotgeräte (4 Wild Zenit- und Nadirlot) und ein Präzisions-Kreisel (DMT Gyromat 2000). 

Prof. Dr. Dante Salvini (FHNW) führt die Kreisel-Messungen durch, Quelle: Peter Mahler

Mirco Brenn, Silvan Glaus und Manuel Delavy (v.l.n.r.) bei der Messung des Portalnetzes, GNSS-Permanentstation MTTI, Quelle: Peter Mahler

Langstatische GNSS­Messung, Quelle: Peter Mahler

Während der Messwoche wohnten wir in Wohnwagen auf dem Campingplatz in St.Ursanne. Im Campingrestaurant wurden wir bestens verpflegt und konnten uns von den anstrengenden und langen Messtagen (bis 23:00 Uhr!) erholen. Wieder zurück an der FHNW wurden die erhobenen Daten analysiert. Eine erste Auswertung zeigt, dass die Punkte auf der Höhe des Felslabors in der Lage mit einer Genauigkeit von 1.32 mm (1σ, prov.) bestimmt werden konnten (gesamte Tunnellänge: 4.4 km). Die supponierte Durchschlagsabweichung in der Mitte des Tunnels betrug quer nur gerade 2 mm! und längs 5 mm. Diese sehr hohen Genauigkeiten konnten dank dem Einsatz von entsprechend kalibriertem Instrumentarium und der sehr sorgfältigen Arbeitsweise der Studierenden erreicht werden. Veränderungen sind bis heute insbesondere im Bereich einer geologischen Störzone, welche mitten durch das Felslabors führt, feststellbar. Die definitive Auswertung aller vorhandenen Datensätze (GNSS Messungen swisstopo, Höhenmessungen des 2. Semesters) sowie die Analyse signifikanter Verschiebungen erfolgt im Rahmen einer Bachelor-Thesis im Juli/August 2021.

Gruppenfoto vor dem "Centre de Visiteurs" beim Felslabor Mont Terri (mit negativem Coronatest), Quelle: Peter Mahler
 

Die Deformationsmessungen im Felslabor Mont Terri waren für uns Studierende ein sehr interessantes und gutes Ausbildungsprojekt, wo das bisher gelernte nochmals gefestigt, wesentlich vertieft und erweitert werden konnte. Die Resultate dieses Ausbildungsprojekts sind für alle Beteiligten höchst erfreulich und wir blicken auf eine tolle Zusammenarbeit mit allen Beteiligten zurück. Weitere Informationen können den Projekt-Webseiten der FHNW/IGEO  und des «Mont Terri Consortium»  entnommen werden. 

Autor: Silvan Glaus, Student Bachelor in Geomatik im 6. Semester